Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

AUSWAHL WICHTIGER LEBENSDATEN

 

1749   Am 28. August wird Goethe in Frankfurt/Main als Sohn des Juristen und Kaiserlichen Rates Johann Caspar Goethe (1710-1782) und seiner Frau, der Bürgermeistertochter Katharina Elisabeth, geborene Textor (1731-1808), geboren. Taufe am nächsten Tag. Kindheit und Jugendzeit mit Schwester Cornelia, verheiratete Schlosser (1750-1777) in Frankfurt, Unterricht und Ausbildung vorwiegend durch Privatpersonen.

1763   Goethe ist nachweislich unter den Besuchern eines Konzertes, das das 7jährige Wunderkind 
Wolfgang Amadeus Mozart in Frankfurt gibt.

1765   Goethe besucht in Leipzig zunächst juristische Vorlesungen, interessiert sich aber vor allem für Kunst und Literatur. Er erkrankt an Tuberkulose, kehrt nach Frankfurt zurück und beendet 1771 sein Studium in Straßburg mit Promotion zum Lizentiaten der Rechte; danach Zulassung als Rechtsanwalt in Frankfurt, später am Reichs-kammergericht in Wetzlar tätig.

1774   Erstes Jahr fruchtbaren dichterischen Schaffens bei für ihn entscheidender Beschäftigung mit den Werken Homers und Shakespeares sowie Beginn erster Bekanntschaften mit wichtigen Zeitgenossen.

1775   Verlobung mit Lili Schönemann, kurz darauf Auflösung der Verlobung. Einladung von Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar nach Weimar, wo er Anfang November für immer sesshaft wird. Goethe wird Ratgeber des Herzogs, Fürstenerzieher, Weimarischer Kriegskommissar (als welcher er Truppen aushebt), Direktor des Wegebaus sowie Minister, Geheimer Legationsrat im Weimarischen Staatsdienst und Präsident der Obersten Finanzverwaltung. Fortsetzung der literarischen Tätigkeit sowie der anatomischen, botanischen und geologischen Studien. Im Jahr darauf Beginn seiner Freundschaft zu Charlotte von Stein, der Hofdame von Herzogin Anna Amalia. Sie und ihr Sohn Carl August machen die Residenzstadt zum geistigen Zentrum der deutschen Klassik mit Wieland, Herder, Goethe, Schiller, den Brüdern von Humboldt u.a.


1786-1788   Goethes ‚Flucht' (vor allem weg von Frau von Stein) nach Italien (1. Italienreise): Verona, Vicenza, Padua, Venedig, Florenz, Neapel und vor allem Rom. Beginn der Niederschrift der "Italienischen Reise". Erste Begegnung mit Schiller.

1791   Nach Rückkehr von der 2. Italienreise übernimmt Goethe die Leitung des neu erbauten und 1780 eröffneten Hoftheaters in Weimar, dessen Intendant er bis 1817 ist. Er lernt Christiane Vulpius (1765-1816) kennen, die er 1806 heiratet und die ihm fünf Kinder schenkt, von denen nur der Sohn August (1789-1830) überlebt.

1794   Beginn der Zusammenarbeit und einzigartigen Dichterfreundschaft mit Friedrich von Schiller (1759-1805), die in der europäischen Literatur nicht ihresgleichen und für das dichterische Schaffen der beiden größtmögliche Bedeutung hat. Schiller übersiedelt im Dezember 1799 nach Weimar; sein Tod am 9. Mai 1805 trifft Goethe derart, dass er tagelang nicht ansprechbar ist und zu vereinsamen beginnt.

1812   Neuerlicher Kuraufenthalt in Karlsbad und Teplitz, wo er mehrmals mit Ludwig van Beethoven zusammentrifft, der ihm wiederholt auf dem Klavier vorspielt.

1823   Johann Peter Eckermann (1792-1854) kommt nach Weimar, er wird Goethes Sekretär und führt seine berühmten Gespräche mit Goethe in dessen letzten Lebensjahren, die 1836 bei Brockhaus in Leipzig als wertvolle Quelle zu Goethes Leben veröffentlicht werden.

1832   Sanfter Tod Goethes am 22. März gegen halb zwölf Uhr mittags. Vier Tage später Beisetzung in der Weimarer Fürstengruft.

DAS LEBENSWERK

Welche europäische Berühmtheit Goethe bereits zu Lebzeiten war, lässt sich allein schon an der großen Zahl bedeutender Persönlichkeiten ablesen, mit denen er sich traf und austauschte, die zu seinem Bekannten- und Freundeskreis gehörten oder die ihn in Weimar besuchten. Darunter waren, um nur einige zu nennen:

Die
Dichter und Schriftsteller Gottsched, Herder, Wieland, Klopstock, Hölderlin, Jean Paul, Tieck, Ernst Moritz Arndt, Achim und Bettina von Arnim, Wilhelm Grimm, Johann Peter Hebel, Heine und Grillparzer; die Komponisten Beethoven, Hummel, Mendelssohn-Bartholdy, Zelter, Loewe, Spontini, Carl Maria von Weber, Paganini und Clara Wieck, die spätere Frau Robert Schumanns; die Philosophen Moses Mendelssohn, Schelling, Fichte, Hegel und Schopenhauer; die Wissenschaftler Lavater und die Brüder von Humboldt; die Bildhauer und Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Angelika Kaufmann, Kaspar David Friedrich, Gottfried Schadow und Karl Friedrich Schinkel; die Politiker und Staatsmänner Prinz Heinrich von Preußen, Kronprinz Wilhelm von Preußen, Prinz Louis Ferdinand, Freiherr vom Stein, Maximilian von Bayern, König Ludwig I. von Bayern, Metternich und Napoleon.

Goethe zählt gemäß seinen Interessen, Talenten und Leistungen als mit allen geistigen Strömungen seiner Zeit vertrautes und von überragender Bedeutung für die Nachwelt nicht nur in Deutschland ausgezeichnetes Universalgenie. Schon seine lebenslang betriebenen umfangreichen naturwissenschaftlichen Studien in Anatomie, Botanik, Geologie, Mineralogie, Optik und Zoologie wurden von den Zeitgenossen bewundert und halten teilweise auch heutiger Überprüfung stand. Sie führten ihn u.a. zur Entdeckung des Zwischenkieferknochens beim Menschen (1784) und zur Konzeption der Urpflanze (1810). Bedeutsam und in Teilen unbestritten ist seine "Farbenlehre" (1810).

Vor allem aber als bedeutendster deutschsprachiger Dichter gehört er zu den Großen der Weltliteratur. In allen drei Bereichen der Dichtkunst hat er Zeitlos gültige Werke geschaffen. In der Dramatik gehören seine Theater-stücke noch heute zum Repertoire des Schauspiels: Götz von Berlichingen mit der eisernen Faust (Uraufführung 1773), Clavigo (U 1774), Egmont (U 1789), Iphigenie auf Tauris (U 1800) und Torquato Tasso (U 1807). Den Gipfel seines dramatischen Werkes stellen die beiden Teile seiner Faust-Tragödie da, an denen er 60 Jahre seines Lebens gearbeitet hat und die neben Homers Epen, Dantes "Göttlicher Komödie" und den Dramen Shakespeares zu den gewaltigsten Dichtungen der Menschheit überhaupt gehören.

Die Uraufführungen beider Teile fanden 1829 getrennt statt: Teil I in Braunschweig, Teil II in Weimar, wo auch erst 1876 die erste Aufführung beider Teile zusammen erfolgte. Auf dem Gebiete der Epik sind vor allem zu nennen: sein Roman Die Leiden des jungen Werthers (1774), der erste europäische Bestseller der deutschen Literatur, die Epen Reineke Fuchs (1794) und Hermann und Dorothea (1797) sowie die Bildungs- und Entwicklungsromane Wilhelm Meisters theatralische Sendung (1785), Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795) und Wilhelm Meisters Wanderjahre (1821), schließlich die Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795) und Die Wahlverwandtschaften (1809). Nicht zu vergessen Goethes umfangreiche Selbstbiographie Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit (erschienen 1811-1833). Die Lyrik Goethes schließlich gilt als Vollendung der lyrischen Dichtung schlechthin. Seine Erlebnis- und Liebeslyrik, seine großen Balladen und die Gedichte seiner späteren Jahre sind ebenso zahlreich wie volkstümlich. Goethe hat sie einzeln oder in Zyklen gedichtet, deren zwei berühmtesten sind: Römische Elegien (erschienen 1795) und Westöstlicher Diwan (1819).

Dirk Böttger, freier Autor

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